Warum heißt Haarzopf „Haarzopf“

Eine persönliche Meinung eines Geschichtsliebhabers zum Ortsnamen „Haarzopf“.

Der Ortsunkundige wundert sich: Es gibt einen Essener Stadtteil, der „Haarzopf“ heißt?

Merkwürdig, einen Stadtteil nach einem Körperteil zu benennen!

Was sich vordergründig merkwürdig anhört, lässt sich schnell aufklären. Es handelt sich um einen historischen Flurnamen, der sich, ausgehend vom Mittelalter, durch die sprachliche Entwicklung zu „Haarzopf“ geformt hat.

In einer Quelle aus der Abtei Werden findet man den Begriff „hartzappa“. Dieser formte sich über „hartzappe“ zu „hartzop“ zum heutigen „Haarzopf“. Wie man in Wikipedia nachlesen kann, ist mit „hartzappa“ der heutige Steinbach gemeint. Der Name „hartzappa“ ist aus zwei Teilen zusammengesetzt: „hartz“ und „appa". Der zweite Teil des Namens „appa“ ist eine altdeutsche Bezeichnung für Bach. So weit so gut.

Aber was bedeutet dann „Hartz“ oder das heutige „Haarz"? Hier finden wir im Wikipedia-Artikel zu Haarzopf zwei Deutungen: Hirsch oder Wald.

Welche von den beiden Deutungen ist richtig? Leider lässt sich das aus den zu Verfügung stehenden Quellen nicht beantworten.

Hier setzt meine Meinung an: Ich neige ehr zur Deutung „Wald“ oder besser „bewaldete Anhöhe“ oder „bewaldeter Höhenzug“.

So weit ich weiß hat die Deutung „Hirsch“ die Heimatkundlerin und frühere Lehrerin an der Grundschule an der Raadter Straße Frau Inge Schröder ins Gespräch gebracht. Sie hat in einem  Wörterbuch die Übersetzung „hartz“ für „Hirsch“ gefunden und war der Meinung damit eine überzeugende Übersetzung gefunden zu haben.

Frau Schröder habe ich sehr geschätzt. Sie war meine Musiklehrerin in der damaligen Grundschule an der Raadter Straße (dem heutigen „Haus des Lernens“) und hat mir neben Gesangs- und Blockflötenunterricht auch Heimatkunde gegeben. Sie berichtete damals mir und meiner Klasse voller Stolz, dass sie diese Entdeckung gemacht habe. Damals habe ich das ohne Widerspruch akzeptiert und übernommen.

Aber mit der Zeit kamen mir Zweifel an dieser Deutung. Bis auf die bloße Übersetzung gibt es keinen weiteren Beleg für die Annahme, dass „harz“ mit „Hirsch“ zu übersetzen sei. Was mir aber im zunehmenden Maße auffiel, war, dass es in Deutschland viele Orts- und Flurnamen gibt, die sich auf das Ursprungswort „harz“, „hartz“, „hart“, „haar“ oder ähnliches mit der Bedeutung „Wald“ oder „bewaldete Höhe“ zurückführen lassen. Beispiele: Die Hardt im Münsterland, der Harz in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, der Haarstrang, der Höhenzug von Dortmund bis zum Arnsberger Wald, Orte im Sauerland oder Hessen, die „Hardt“ heißen. Von diesen Orts- oder Flurnamen gibt es in Deutschland zahlreiche Beispiele.

In meinem zweiten Argument führe ich die Lage Haarzopfs in Relation zur Stadt Mülheim ins Blickfeld. Die Stadt Mülheim entstand auf dem nordöstlichen Ufer der Ruhr gegenüber dem Schloss Broich. Haarzopf und Mülheim gehörten lange  zur Herrschaft Broich. Wenn man heute von den Ruhrwiesen bei Mülheim Styrum gen Osten schaut, blickt man entlang der nord-östlichen Ruhrhöhen Richtung Haarzopf. Man erkennt die Wälder rund um die Straße Riemelsbeck und blickt somit immer noch auf eine bewaldete Anhöhe. Meine These, die ich leider auch nicht anhand von historischen Quellen beweisen kann, lautet, dass die Ortsbezeichnung „Haarzopf“ aus Mülheimer Sicht bzw. aus der Sicht der Herrschaft Broich entstanden sein muss. Die Menschen, die die Furt über die Ruhr, in der Nähe der heutigen Innenstadt von Mülheim benutzten, schauten in nordöstliche Richtung und sagten:

„Da oben, da wo die Wälder sind, da ist Haarzopf!“ - also die bewaldete Anhöhe, aus der DER Bach kommt, der das Wasser führt, mit dem im Spätmittelalter auf Mülheimer Gebiet bis zu 17 Wassermühlen betrieben wurden. Von diesen vielen Mühlen an dem Bach - der aus Haarzopf kommt - hat die Stadt Mülheim ihren Namen „Mülheim“. Dieser Bach heißt heute Rumbach (oder Ruhmbach auf Essener Seite). Ich glaube nicht, dass man aus Mülheimer Sicht zwischen den Bächen Steinbach und Ruhmbach stark unterschieden hat.

Diese Interpretation des Namensteils „Haarz“ in „Haarzopf“ ist meine persönliche Interpretation und meine Meinung. Ich schließe nicht aus, dass vielleicht jemand eine überzeugendere Deutung oder vielleicht eine Quelle findet, die diesen offenen Punkt nachhaltig beantwortet.

Dietrich Ostermann

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